Herberge bei Maria und Josef

Donnerstag, 20. Juli 2017

Ehepaar Daberger mit Verena

„Wohnen für Hilfe“ vermittelt jungen Menschen Wohnraum bei Senioren im Landkreis München. Alt sind die Dabergers zwar noch nicht. Dennoch haben sie sich für das Generationen-Modell entschieden.

Vor fünf Jahren bekam Josef Daberger die Diagnose: Alzheimer-Demenz. Damals war er gerade 56 Jahre alt. „Das war für uns ein richtiger Schock“, erinnert sich seine Frau Maria. Die 58-Jährige sitzt neben ihrem Mann hinter dem Zweifamilienhaus in Hohenbrunn auf der Terrasse und schaut in den Garten. „Die Krankheit hat ihn verändert“, sagt sie. „Er ist nicht mehr der gleiche, den ich geheiratet habe.“ Nur einzelne Wörter kann Josef noch sprechen. Wie viel er versteht, von dem was sie sagt, kann Maria Daberger nur erahnen. „Wäre ich nach dem Auszug unseres Sohnes allein mit meinem Mann gewesen, hätte ich das nicht ausgehalten“, sagt sie.

Deshalb entschied Maria Daberger sich beim Generationen-Programm „Wohnen für Hilfe“ anzumelden (siehe unten). Der Seniorentreff Neuhausen e.V. vermittelt dafür jungen Menschen Wohnraum bei Senioren. Alt sind die Dabergers zwar noch längst nicht. Doch das Konzept überzeugte sie: „München ist eine so teure Stadt und wir haben den Platz ja“, sagt Maria Daberger.
Seit einem Jahr wohnt Verena in ihrem Gästezimmer. Die 20-jährige macht eine Ausbildung. Sie meint: „Von meinem Gehalt könnte ich mir hier keine Miete leisten. Ich müsste bei meinen Eltern wohnen und pendeln.“ Bei den Dabergers wohnt Verena zentral und selbständig – und genießt den vielen Platz in Haus und Garten. In der Wohnpartnerschaft habe jeder seinen Freiraum: „Wenn etwas ist, können wir aufeinander zählen“, sagt Verena. „Aber ich kann mich immer zurückziehen, wenn ich Ruhe möchte.“
Durch die Krankheit ihres Mannes hat Verenas Gesellschaft für Maria Daberger eine besondere Bedeutung. „Es ist gut, jemanden zum Erzählen zu haben, mit dem ich auch mal wieder lachen kann..“

Da sie im Haushalt kaum Unterstützung braucht, kocht Verena als Hilfsleistung für das Zimmer: Dreimal wöchentlich, wenn Maria Daberger arbeitet, bereitet Verena das Essen zu. „Durch meine Ausbildung kenne ich mich mit gesunder Ernährung aus“, sagt sie. Maria Daberger schwärmt: „Sie verwöhnt uns richtig!“ Ihrem Mann schmecke es auch. „Stimmt doch, Josef, oder?“ Sie streicht ihrem Mann liebevoll über den Arm.

Wenn Maria Daberger unterwegs ist, hat Verena ein Auge auf Josef. Bevor Verena einzog, war er zweimal einfach losgelaufen. Einmal fand ihn eine Bekannte, ein anderes Mal die Polizei. Anfangs war ich sehr nervös, allein mit ihm zu sein“, sagt Verena. Mittlerweile sei sie viel lockerer. „Ich verstehe ihn jetzt auch ohne Worte.“
Auch für Josef sei das Zusammenleben mit Verena gut, meint seine Frau. „Josef hat sich immer eine Tochter gewünscht. Jetzt ist es fast so, als hätte er eine.“ Josef Daberger nickt. Dann lacht er Verena an. (Anne Kostrzewa)

„Wohnen für Hilfe“ sucht Senioren! Der Seniorentreff Neuhausen e.V. vermittelt jungen Menschen mietfreien Wohnraum bei Senioren – und sucht ständig neue Wohnräume. Ihre Ansprechpartnerinnen sind Brigitte Tauer und Ursula Schneider-Savage. In der Stadt München ist Wohnen für Hilfe seit 1996 tätig. Im Landkreis München ist Wohnen für Hilfe seit dem 1. März 2013 für Senioren abrufbar. Statt einer Miete gilt die Faustformel: Pro Quadratmeter Wohnraum bekommen Sie eine Stunde Hilfe im Monat. Die konkreten Hilfen vereinbaren Sie selbst. Ausgenommen sind Pflegeleistungen aller Art. Seine Nebenkosten zahlt Ihr junger Mitbewohner selbst. Vor jeder Vermittlung führen die qualifizierten Mitarbeiterinnen des Seniorentreffs ein intensives Gespräche mit Ihnen, um einen passenden Wohnpartner zu ermitteln. Wer bei Ihnen einzieht, entscheiden Sie aber selbst. In einer vierwöchigen Probezeit lernen Sie Ihren Wohnpartner kennen und finden heraus, ob Sie zusammenpassen. Haben Sie Interesse? Melden Sie sich bei Seniorentreff Neuhausen e.V., Leonrodstr. 14 b, Tel. 139 284 1. 20, wfh @seniorentreff-neuhausen.de

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